Wie chancengerecht ist die Gesundheitsversorgung und -förderung für Kinder und Jugendliche in Vorarlberg?
Laut dem neuen Vorarlberger Gesundheitsbericht sind 33 Prozent der Vorarlberger:innen ab 15 Jahren übergewichtig und 14 Prozent adipös. Nur elf Prozent der Schüler:innen im Land bewegen sich zumindest eine Stunde am Tag. Festgehalten wird zudem, dass der Bildungsgrad maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit hat. Je geringer dieser ist, desto häufiger treten chronische Erkrankungen und Gesundheitsprobleme auf.* Die Liga für Kinder- und Jugendgesundheit Österreich zeigt in einer umfassenden Erhebung Versorgungslücken auf: Landesweit fehlen knapp 160 niedergelassene Kassen-Pädiater:innen. Kinder mit psychischen Problemen warten im Durchschnitt 3,8 Monate auf eine psychosoziale oder therapeutische Behandlung.**
Besonders der vielfach belegte, starke Zusammenhang zwischen Herkunft und Gesundheitschancen ist fatal: Indem die gesundheitliche Versorgung von Kindern von der Finanzkraft und den sozialen Ressourcen ihrer Eltern abhängen, werden nicht nur dem einzelnen Kind Lebenschancen geraubt. Die Zukunft unserer Gesellschaft steht auf dem Spiel. Denn in der Kindheit erfolgt die Weichenstellung für Lebensqualität, Resilienz und das Bewusstsein, für sich selbst und später für andere Verantwortung zu übernehmen.
Hinlänglich erforscht ist auch, dass sich in keiner Lebensphase Investitionen in dem Ausmaß lohnen wie in der Kindheit. Hier setzt Netzwerk Familie an, das den Sozial- mit dem Gesundheitsbereich vernetzt und Familien mit Kleinkindern und Babys schon in der Schwangerschaft unterstützt. Die flächendeckende Umsetzung dieses richtungsweisenden Pilotprojekts in allen Bundesländern ist ein wichtiger Schritt zu mehr Chancengerechtigkeit von klein auf.
Welche Reformen braucht es darüber hinaus? Das wollen wir von Vorarlberger Expert:innen wissen und beleuchten das Thema aus drei Blickwinkeln. Die Perspektiven sind unterschiedlich, der Appell ist derselbe: Gesundheit darf weder Luxus noch Glückssache sein, Kinder- und Jugendgesundheit muss höchste Priorität erhalten und Familien die nötige Unterstützung, um von Anfang an gut für ihre Kinder sorgen zu können.
* „Wie xsund ist Vorarlberg?“, Vorarlberger Gesundheitsbericht 2022
www.vorarlberg.at/gesundheitsbericht
** Chancengerechte Versorgung von Kindern und Jugendlichen
Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit 2022
www.kinderjugendgesundheit.at