„Wertvolle Kinder“-Vortrag: Die sozial-emotionale Entwicklung von Kindern fördern und verstehen
Wie Kinder sozialkompetent werden
„Unser Ziel ist es, Kinder zu befähigen, ihre Zukunft verantwortungsvoll und kreativ zu gestalten“, erklärte die Biologin, Psychologin und Hirnforscherin am TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm. Eindrucksvoll zeigte sie auf, wie wir als Eltern und Pädagog:innen Kinder in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung unterstützen und in ihrer Persönlichkeitsentfaltung stärken können. „Kinder brauchen von Geburt an den anderen als Gegenüber, um sich selbst kennen zu lernen. Sie entwickeln ihr Ich in der Interaktion mit ihren Bezugspersonen“, so die Expertin.
Kinder brauchen ein Gegenüber
Kompetenzen wie Kooperations- und Konfliktfähigkeit, Mitgefühl, Empathie, Perspektivenübernahme und Selbstbewusstsein erwerben Kinder nicht im luftleeren Raum. Sie sind auf soziales Miteinander und die Unterstützung von Erwachsenen angewiesen, um ihre eigenen Bedürfnisse mit den Erwartungen anderer abzugleichen. „Wir haben mit dem, was wir tun, direkten Einfluss darauf, wie die Entwicklung des kindlichen Gehirns voranschreitet“, erklärte Arndt.
Selbst- oder schuldbewusst?
Die Ulmer Biologin und Psychologin unterstrich den bedeutsamen Anteil der Umwelt an sozialen und emotionalen Lernprozessen: „Machen Kinder oft die Erfahrung von Stolz und Erfolg, werden sich diese Gefühle beim Kind manifestieren. Je nachdem, was ich betone und verstärke – ich habe direkten Einfluss darauf, ob sich das Kind selbst- oder schuldbewusst fühlt. So lernen Kinder, zu beurteilen, was gut für sie selbst ist.“
Ein Lächeln reicht
Um erwünschtes Verhalten zu verstärken, brauche es weder Lob noch Schokolade. „Ein anerkennendes Lächeln reicht.“ Gerade die nonverbale Kommunikation und bewusste Spiegelung von Emotionen durch Erwachsene seien für die Entstehung von Resilienz und sozialem Verantwortungsbewusstsein entscheidend. „Wenn ich nein sage und dabei lächle, hat das keine Wirkung“, erläuterte Petra Arndt. „Möchte ich, dass das kleine Kind den Löffel nicht auf den Boden schmeißt, muss mein Gesichtsausdruck klar ein Nein signalisieren.“ Zudem lernen Kinder von Vorbildern: „Lachen ist ansteckend, schlechte Laune aber auch“, hielt die Forscherin fest.
Struktur und Rituale
Erst nach und nach verbinden sich emotionale Reaktionen mit kognitiven Fähigkeiten. Dabei helfen klare Regeln und Konsequenz. Besonders im Alter von zwei bis drei Jahren – der berühmten „Terrible Two“-Phase – ist es entscheidend, Kindern Orientierung zu geben: „Struktur und Rituale sind dann besonders wichtig. Dabei dürfen sich die Regeln daheim und im Kindergarten durchaus unterscheiden, müssen aber innerhalb eines Settings verlässlich bleiben.“
Sozialkompetenz beginnt früh
Zu helfen und sich einzubringen, ist laut Arndt ein Grundbedürfnis von Kindern. „Jeden noch so kleinen Wunsch, mitzutun und zu helfen, sollten wir als Chance nutzen – auch wenn wir danach vielleicht etwas nochmal neu machen müssen.“ Durch positive Bestärkung lernen Kinder, dass ihr Verhalten eine Wirkung hat und sie Teil einer Gemeinschaft sind.
Echte Lernerfahrungen statt digitaler Medien
Ein besonderes Augenmerk sollte auf den Umgang mit digitalen Medien gelegt werden, die reale Lernerfahrungen nicht ersetzen können. Kinder lernen primär durch Bewegung und gemeinsame Erfahrungen im wirklichen Leben. Zeit vor dem Bildschirm stört diesen Prozess: „Kinder sitzen vor dem Bildschirm oft steif wie Bohnenstangen. Gerade in den ersten Lebensjahren sollten Kinder so wenig Zeit wie möglich mit digitalen Medien verbringen, um wichtige Lernprozesse wie den Spracherwerb nicht zu verzögern.“
Mut erwächst aus Sicherheit
In ihrem Vortrag bot Arndt wertvolle Einblicke in die so komplexe wie faszinierende Entwicklung von Kindern und unterstrich die immense Bedeutung der frühen sozial- emotionalen Förderung. „Mut erwächst aus Sicherheit“, so die Forscherin. „Erwachsene haben die Aufgabe, Orientierung zu geben, Regeln verständlich zu machen und als Vorbilder zu agieren.“ Durch verlässliche Beziehungen, emotionale Spiegelung und positive Bestärkung lernen Kinder, selbstbewusst durchs Leben zu gehen – um später für sich, aber auch für andere einstehen zu können.
Sozial-emotionale Entwicklung:
Sich selbst und den anderen entdecken
Vortrag von Dr.in Petra Arndt Biologin, Psychologin, ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen, Ulm.
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Die Reihe „Wertvolle Kinder“ des Vorarlberger Kinderdorfs wird in Kooperation mit Russmedia und dem ORF Vorarlberg durchgeführt und vom Land Vorarlberg – Fachbereich Jugend und Familie – unterstützt.