
Mehr Einsatz für Kinderschutz gefordert
An den Folgen der Corona-Krise leiden insbesondere Kinder und Jugendliche. Eine Erhebung des Vorarlberger Kinderdorfs zur Situation in Familien zeigt hohen Unterstützungsbedarf.
Trotz behördlich angeordneter Kontaktsperre im April konnten die Mitarbeiter:innen des Vorarlberger Kinderdorfs mit 720 Familien und deren über 1200 Kindern per Telefon und Videotelefonie in Kontakt bleiben. Anhand eines Leitfragebogens wurden die Belastungen während des Ausnahmezustandes von den Fachpersonen eingeschätzt. Zentrales Ergebnis der Erhebung ist, dass den Familien v. a. Isolation, fehlende Freizeitangebote für die Kinder sowie fehlende Tagesstruktur zu schaffen machen.
Krise verstärkt soziale Ungleichheit
Die Erhebung zeigt weiters: Familien und Kinder sind sehr unterschiedlich von den Corona-bedingten Maßnahmen betroffen. Besonders belastet sind Familien mit wenig sozialen Beziehungen und materiellen Ressourcen. „In der Krise nimmt soziale Ungleichheit zu“, hält Simon Burtscher-Mathis von der Geschäftsleitung des Vorarlberger Kinderdorfs fest. 73 der kontaktierten Familien (zehn Prozent) geht es laut Einschätzung der Fachpersonen auf Basis des Gesprächs derzeit schlecht bis sehr schlecht. In 20 Familien herrscht häusliche Gewalt, wobei die Dunkelziffer weit höher einzuschätzen ist. Schuld- und Schamgefühle verdecken in vielen Fällen die Realität. In den kommenden Monaten braucht es insbesondere für Familien in prekären Lebenssituationen verstärkt Unterstützungsangebote.
Perspektive der Kinder einblenden
In der Maßnahmenplanung müssen neben der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Perspektive auch soziale Aspekte berücksichtigt werden. Dabei gilt es, am Wohl der Kinder Maß zu nehmen. Denn Kinder sind am stärksten von der Folgen der Pandemie betroffen. „Die Isolierung von Kindern gefährdet ihre körperliche, psychische und soziale Gesundheit“, warnt Burtscher-Mathis. „Wer die Perspektive der Kinder ausblendet, missachtet ihre Würde. Erwachsene können Krisen meistern, indem sie auf ein Ende hoffen. Kinder können das nicht, sie leben im Jetzt.“