Kunst & Bau
Kunst hat eine eigene Sprache und geht eigene Wege. In ihr schlummert das Potential, etwas zum Ausdruck oder in Schwingung zu bringen, was mit herkömmlichen Mitteln nicht zu kommunizieren oder nicht möglich wäre. Diese Überzeugung ist das Fundament eines wunderbaren Experiments, von dem in dieser Publikation erzählt wird.
Es war im Jahr 2015, als sich die Mitglieder der Kommission für Kunst und Bau - Friedemann Malsch, Franziska Leeb, Corinne Schatz, Wolfgang Fiel, Markus Dejaco, Karl-Heinz Ströhle und Winfried Nußbaummüller - das erste Mal in Schlins in der Paedakoop mit dem damaligen Direktor Gerd Bernard und dem stellvertretenden Bereichsleiter Michael Hollenstein trafen. Der Verwaltungsbau sollte generalsaniert werden und laut den Richtlinien für Kunst und Bau standen € 120.000,- für die Umsetzung eines oder mehrerer Kunstprojekte zur Verfügung.
Nach einem ausführlichen Gespräch waren sich alle Beteiligten sehr schnell einig, dass Begegnungen einzelner Künstlerinnen und Künstler mit den Kindern und Jugendlichen vor Ort eine für beide Seiten bereichernde Zeit mit sich bringen könnte. Das Gefäß für dieses partizipativ angelegte Vorhaben war ebenso schnell gefunden: temporäre Ateliers. 20 Künstlerinnen und Künstler wurden von der Kommission nominiert und um ein einseitiges Konzept zu den einzelnen Vorstellungen für einen zwei-monatigen Atelieraufenthalt in der Paedakoop angefragt.
Schließlich wurden acht Kunstschaffende (davon ein Künstlerpaar) auf vier Jahre verteilt nach Schlins eingeladen. Jeder einzelne Künstler, jede einzelne Künstlerin suchte sich seinen/ihren eigenen Arbeitsort aus: eine Ecke in einer Wohngruppe, das Atelier mit Blick ins Tal, den Werkraum im Schulgebäude, die Ruine, den Wald, manchmal auch mehrere Orte… Es sollte um Begegnungen gehen, um Präsenz, um Möglichkeiten, um Austausch. Intensität und Umfang sollten frei gestaltbar sein.
Es folgten acht gänzlich unterschiedliche Herangehensweisen und damit völlig verschiedene Zugänge für die Kinder und Jugendlichen – immer vor dem Hintergrund, dass mit der angebotenen Kunst stets nur ein Rahmen abgesteckt wurde, welcher als Erfahrungsmöglichkeit angenommen oder auch ignoriert werden konnte. Rückblickend wissen wir, dass viele Kinder und Jugendliche den Kontakt gesucht haben, dass sich die Künstlerinnen, die Künstler und die Kinder über unterschiedlichste Wege gefunden und auch angefreundet haben, voneinander gelernt haben, dass das Projekt von allen Partnern vor Ort – Direktion, Wohngruppen, Hausmeister etc. – stets mehr als nur mitgetragen wurde und sich das Engagement aller Beteiligter mehr als gelohnt hat.
Vielleicht meine ich mit Kunst Leben.
Gestartet hatte dieses Projekt mit der Vorarlberger Künstlerin Maria Jansa, die im Frühjahr 2016 mit dem Projekt Tonobjekte im Feldbrand gewirkt hat.
Im Herbst 2016 erarbeitete der in München lebende Künstler FLATZ mit Kindern und Jugendlichen faszinierende Objekte, die schließlich in einer Ausstellung gezeigt wurden.
Im Frühjahr 2017 verwirklichte das Künstlerpaar Bele Marx & Gilles Mussard ein großes Projekt mit dem Titel Heimat–made in Schlins, ein festiver Filmdrehtag.
Im November und Dezember 2017 wurde unser Atelier von Ferdinand Ruef besetzt. Es entstanden hunderte Skizzen, Zeichnungen und Drucke.
Im April und Mai 2018 arbeitete Ilse Aberer in der Paedakoop Schlins. Sie blieb in ihrer Arbeit in der Paedakoop der Beschäftigung mit geometrischen Grundformen treu.
Im April und Mai 2019 war Ingo Giezendanner aus Zürich in der Paedakoop Schlins zu Gast. Mit Papier und Stift entstanden dabei wunderbare, gezeichnete Werke, die vor allem Bildausschnitte des Waldes zeigen.
Im November und Dezember 2019 arbeitete der US-Künstler Stephen Mathewson mit Wohnsitz in Wien in Schlins. Vor allem mit der Technik der Frottage entstanden wunderbare Werke, die an Popart und Grafic Novels denken lassen.
Der Vorarlberger Künstler Harald Gfader arbeitete im Mai und Juni 2020 in der Paedakoop Schlins. Arbeite mit dem, was die Welt dir bietet, und viel Kampf fällt weg... sagt Gfader ... und: Es geht um die Spur.
Das ganze Projekt wurde mit Texten von Gabriele Bösch begleitet und bereichert. Magdalena Türtscher und Ariane Grabher haben schließlich eine wunderbare Dokumentation der gesamten vier Jahre gestaltet.