„Wir dürfen uns keine Fehler erlauben“

im Durchschnitt ziehen junge Erwachsene heute erst mit 25 Jahren von Zuhause aus. Care Leaver müssen weit früher Abschied nehmen, nämlich in der Regel mit dem 18. Geburtstag. „Wir dürfen uns keine Fehler erlauben“, sagt eine junge Ehemalige aus dem Kinderdorf Kronhalde.

Existenzängste schon mit 16

Die 23-Jährige absolviert die Abend-Matura und plant ein Studium in Innsbruck. Zu ihrer Kinderdorfmutter pflegt sie seit ihrem Auszug vor vier Jahren nach wie vor intensiven Kontakt und bei ihrer Bezugsperson der Ehemaligenbetreuung holt sie sich regelmäßig Rat und Rückenstärkung. Die junge Frau erzählt von Existenzängsten, mit denen sie bereits mit 16 zu kämpfen hatte – und mit dem Anspruch, immer alles richtig zu machen. Heute tritt sie an vorderster Front für die Rechte von Care Leavern ein.

Gutscheine für Beratung

Im Rahmen etlicher Projekte haben sich Ehemaligenbetreuung und Pflegekinderdienst des Vorarlberger Kinderdorfs für bessere Chancen für die jungen Erwachsenen eingesetzt. Durch die Initiative „Welcome to life“, eine Fachtagung und Dialoge mit Politiker:innen wurde die Grundlage für eine Gesetzesänderung geschaffen. In Kooperation mit dem Sozialfonds des Landes Vorarlberg wird das Sicherheitsnetz für Care Leaver nun neu gespannt. Entwickelt wurde ein Gutscheinmodell, das den jungen Erwachsenen 45 Beratungsstunden bis zum 24. Lebensjahr ermöglicht.

Druck besonders hoch

Dies ist dringend notwendig, denn die Betroffenen stammen aus vielfach belasteten Familien und sind hinsichtlich Bildungschancen, beruflicher Absicherung und gesundheitlicher Situation stark benachteiligt. Der hohe Druck, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und Versagensängste lasten auf Care Leavern ganz besonders. Dabei wünschen sich die jungen Menschen vor allem, in der Erwachsenenwelt willkommen zu sein, um selbstständig klar zu kommen.