„Hat das Monster ein Fell?"
„Wertvolle Kinder“: Wie wir Kindern helfen können, das Ungeheuer unterm Bett zu verjagen.
Angst vor der Dunkelheit, vor dem Monster im Schrank, dem Geist hinterm Vorhang: Alle Kinder haben hin und wieder Angst. „Gefühle wie Angst, Trauer oder Wut gehören zum Leben und brauchen Raum“, so Eva Zoller Morf, die mit ihrem Vortrag „Hilfe, das Monster holt mich!“ die achte Staffel der Reihe „Wertvolle Kinder“ im Vorarlberger Kinderdorf eröffnete. Beschwichtigende Antworten wie „Du brauchst keine Angst zu haben“, „Da ist nichts“ oder „Mach' kein Theater“ würden die Angst der KInder nur vergrößern.
Genaues Nachfragen statt vorschneller Ratschläge
Stattdessen gelte es, Kinder zu ermutigen und zu befähigen, über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. „Wir müssen unsere Kinder ernst nehmen und sie dabei begleiten, ihren Ängsten auf den Grund zu gehen.“ Dies kann durch Bestätigen und Nachfragen geschehen: „Wie sieht das Monster denn auch? Hat es ein Fell?“ Helfen könne auch, Kindern ein Werkzeug in die Hand zu geben, um die Monster zu verscheuchen: ein kleines Nachtgespenst beispielsweise oder einen Traumfänger.
Auch Erwachsene haben Angst
Im Umgang mit Ängsten gelte es abzuklären, welche Art der Angst das Kind beschäftigt, was es in dieser Situation braucht und welche Reaktion der Erziehenden angemessen ist. Bei immer wiederkehrenden Ängsten und sich wiederholenden Wutanfällen lohne es sich, die Fantasie der Kinder zu nutzen. Philosophische Gespräche mit Kindern können mit Hilfe von erzählenden Bilderbüchern angeleitet werden. Die Pädagogin und Philosophin wies auf bewährte Kinderbücher hin, die zentrale Ängste zum Thema haben: die Angst, nicht oder weniger geliebt zu werden (Eifersucht), die Angst zu versagen, die Angst vor der Dunkelheit/dem Einschlafen, Die Angst vor Trennung und dem Alleinsein, und: Auch Erwachsene haben Angst. Mit Kindern über ihre Ängste zu sprechen bedeute auch, eigene Gedanken einzubringen und sich mit den eigenen Ängsten auseinanderzusetzen.
Den Kindern die Wahrheit zumuten
„Wir dürfen Kindern unsere Ängste ruhig zumuten", meinte Zoller Morf. Fragen der Kinder sollten wahrheitsgemäß beantwortet werden, auch wenn dies einiges Nachdenken erfordere - und Mut, den es immer braucht, um sich den Sinnfragen des Lebens zu stellen und sich selbst zu finden.
Kinderbuchempfehlungen von Eva Zoller Morf,
um mit Kindern über ihre Ängste ins Gespräche zu kommen:
Martin Waddell/Barbara Firth: „Kannst du nicht schlafen, kleiner Bär?“ (Angst vor der Dunkelheit)
Brigitte Weninger: „Das allerkleinste Nachtgespenst“ (Angst vor Monstern)
Max Velthuijs: „Frosch hat Angst“ (Auch Erwachsene haben Ängste)
Valeri Gorbatschow: „Winnie und die wilden Wölfe“ (Angst und Mut)
Kirsten Bohle: „Klar, dass Mama Anne /Ole lieber mag“ (Eifersucht)
Jindra Strndad, Marie-José Sacré: „Der schüchterne Drache“ (Angst und Mut)
Annegret Fuchshuber. „Riesengeschichte - Mausemärchen“ (Mut)
Lorenz Pauli, Kathrin Schärer: „Mutig, mutig“ (für Kinder, die etwas zu wenig Angst haben)
Eva Zoller Morf: „Selber denken macht schlau“
Käuzli - schweizerische Dokumentationsstelle für Alltagsphilosophie
Mehr Infos zur 8. Staffel „Wertvolle Kinder“
zum Thema „Innere Angst – Sorgen und Nöte von Kindern und Jugendlichen“
Autorin: Christine Flatz-Posch