„Nicht lieb und nett, sondern ehrlich und klar“
Mehr als Worte zählt für Kinder, was wir ihnen vorleben. Dies betonte Frank Gaschler, Trainer für gewaltfreie Kommunikation: „Kinder müssen lernen, mit Konflikten umzugehen.“
Vor allem anderen sei gewaltfreie Kommunikation eine Haltung, so Frank Gaschler, der mit seinem Vortrag unsere aktuelle Bildungsreihe „Wertvolle Kinder“ startete. Nämlich jene: Ich will dich so behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte. Dazu gehöre ganz wesentlich, für Kinder als Vorbild im Umgang mit Konflikten zu wirken. „Die Vermeidung von Konflikten ist nicht das Ziel. Im Gegenteil, Streit ist wichtig und Eltern sind auch dazu da, um Konflikte mit den Kindern auszuhalten. Im Alltag mit Kindern gibt es immer wieder Situationen, in denen wir an unsere Grenzen kommen.“
Klares Feedback
Vielmehr gehe es darum, unserem Nachwuchs zu zeigen, wie Konflikte gelöst werden können. „Wir müssen nicht lieb und nett sein, sondern ehrlich und klar“, lautet der Appell des Experten. „Kinder fordern Orientierung und ein greifbares Feedback. Sie wollen nicht provozieren, sondern eindeutige Rückmeldungen.“ Gewaltfrei zu kommunizieren bedeutet zu lernen, die eigenen Gefühle auszudrücken, ohne jemanden zu verletzen. „Es ist unglaublich wichtig, Emotionen zu zeigen, auch negative wie Wut beispielsweise, ohne dem anderen zu schaden.“ Und herauszufinden, welche Message und Bedürfnisse hinter den Worten stecken.
Empathie und kongruente Sprache
„Wege finden, wie ich dich und du mich verstehen kannst“ heißt laut Gaschler das Credo. Empathie sei gefordert und eine kongruente Kommunikation. „Das, was wir sagen, muss mit unserer Mimik und Gestik übereinstimmen und darf nicht verletzen.“ Dem gegenüber stehe eine Kommunikation, die auf Gewalt basiert. „Kinder anschreien, beschämen, klein machen, sie wie Luft behandeln“ gehöre in diese Kategorie, aber ebenso „permanent über die eigenen Grenzen zu gehen und sich aufzuopfern“. „Hauptsache, den anderen geht es gut – dieser Ansatz führt unweigerlich in eine Spirale aus Schuldgefühlen und Überforderung“, betont der Experte.
Verzicht auf „Nicht-Sätze“
Beobachten und aktiv zuhören, Gefühle artikulieren, Bedürfnisse erkennen und Bitten äußern nennt der Coach als kleines Einmaleins der gewaltfreien Kommunikation. Und sich dabei immer wieder fragen: Worauf lege ich den Fokus? Auf die herumliegenden Socken oder auf das, was mein Kind den ganzen Tag geschafft hat? Die eigenen Erwartungen herunterzuschrauben könne sehr entspannend wirken ebenso wie der Verzicht auf sogenannte „Nicht-Sätze“. „Sagen Sie Ihrem Kind stattdessen, was es tun soll“, rät Gaschler.
Authentizität
Darüber hinaus sollte Kindern Authentizität zugestanden werden. „Zuhause müssen Kinder auch einfach mal so sein dürfen, wie sie sind, ohne sich verstellen oder etwas vorgeben zu müssen.“ Das inkludiere zu akzeptieren, dass Sohn oder Tochter im Moment halt eben nicht zu den Liebsten der Lieben zählt. „Willst du Recht haben oder glücklich sein?“, fragte Frank Gaschler ins zahlreich erschienene Publikum. „Beides zusammen geht nicht.“ Dann wohl doch lieber glücklich sein …
Autorin: Christine Flatz-Posch