„Meine Mutter bestärkte in mir das, was heute unter dem Begriff ,Empathie‘ viel diskutiert wird“, erzählt Reinhard Haller. „Sie weckte mein Mitgefühl und Mitleid mit anderen.“ Und legte damit wohl den Grundstein für eine außergewöhnliche Karriere als Psychiater, denn von klein auf habe ihn das „weite Land der Seele“ fasziniert. Dass er sich trotz tiefer Einblicke in die Abgründe der menschlichen Psyche ein optimistisch-fröhliches Gemüt bewahrt habe, auch dafür sei seine Mutter verantwortlich. Ebenso wie sein Vater habe sie ihm Zufriedenheit, Fleiß, Fürsorge und Bescheidenheit vorgelebt. Der bekannte Gerichtspsychiater und Psychotherapeut erinnert sich an sonnige Tage in Mellau, die trotz ärmlicher Verhältnisse warm gewesen seien, geprägt von Liebe und Geborgenheit.

Neben einem neugierigen Menschenfreund sei er zudem immer schon ein begeisterter Geschichten-Erzähler gewesen. Seinen Deutschprofessor nennt er als Perspektivengeber Nummer zwei, weil er es gewesen sei, der seine sprachliche Ausdruckskraft vorangetrieben habe. „Er eröffnete mir die unendlich reiche Welt der Literatur, erkannte mein Talent und schulte meine rhetorischen Fähigkeiten. Das hat auch meinem Selbstvertrauen sehr gut getan“, sagt Reinhard Haller.

Wenn es etwas gäbe, das er seinem Kinder-Ich gerne zurufen würde, dann wäre es: „Weniger ängstlich sein!“ Kinder in ihrem Selbstvertrauen zu stärken und ihnen Zuversicht zu vermitteln, ist ihm deshalb auch ein besonderes Anliegen. Er wünscht sich für alle Kinder, dass sie genug Zuwendung, Emotionalität und Zeit bekommen – und viel ernst gemeintes Lob.