Marina Hagen-Canaval: Von Liebe, Mut und Rebellion
Mit ihrer Mutter verbinden sie auch gemeinsame Kindheitserfahrungen. Wie sie selbst, sei ihre Mama in der Schule schwerster psychischer Gewalt ausgesetzt gewesen. „Sie hat mich immer getröstet und mir erzählt, dass sie genau die gleichen Situationen erlebt und es trotzdem geschafft habe, eine erfolgreiche Frau zu werden, die ihre Mobber:innen bei Weitem in den Schatten stellt“, erinnert sie sich. „Meine Mami machte mir Mut, mich zu wehren und mich nicht einschüchtern zu lassen. Und am allerwichtigsten, es durchzuhalten, bis ich die Schule abgeschlossen hatte.“
Ausdauer ist auch in ihrem Einsatz als Umweltaktivistin gefragt. Denn mit Bravsein kommt man nicht weit, wenn man die Welt retten muss. Auch für diese Einstellung fungierten die Eltern als probate Identifikationsfiguren und Marinas Appell zum „zivilen Ungehorsam als Strategie“ kommt nicht von ungefähr. „Meine Eltern waren immer schon umweltbewusst und haben in mir den Keim für mein jetziges Engagement gesät. Beide waren nie obrigkeitshörig. Ich beobachtete von klein auf, wie sie bei Bescheiden der Verwaltung immer Einspruch einlegten.“ In ihrem Kampf für eine sozial gerechte Klimawende bezeichnet sich die IT-Managerin als „Radikale“. „Radikal bedeutet, das Problem bei der Wurzel zu packen. Symptombekämpfung reicht nicht aus, um das Klima und damit uns selbst zu retten. Das ist nicht meine Privatmeinung, das sind Messtatsachen.“
„Lebt uns mit Mut vor, dass es
sich zu kämpfen lohnt, und wir
werden alles geben, um das Klima
und damit uns selbst zu retten.“
MARINA HAGEN-CANAVAL
Überhaupt mag es Marina lieber ohne Umwege. Ihre direkte Art sei früher oft als aufmüpfig interpretiert worden, erzählt sie über eine Kindheit, die nicht ohne Widrigkeiten verlief. „Sich bei Mami im Arm ausweinen und die Gurken aus Papis Glashaus“, habe manchen Schmerz gemindert und ihr gut getan. Ebenso wie unbeschwerte Sommernachmittage, meist barfuß und mit zwangsläufig dreckigen Füßen, die sie am liebsten vom Nussbaum im Garten baumeln ließ. Ihr Aufwachsen sei „unfassbar privilegiert“ gewesen. „Meine Eltern hielten mir jegliche Entfaltungsperspektiven offen. Ich wusste zu jeder Zeit, dass genügend finanzielle Ressourcen und bedingungsloser Rückhalt da waren – egal, welchen Weg ich einschlagen würde.“
Familiäre Rückendeckung, auf diese kann sie sich nach wie vor ungemindert verlassen. Nicht zuletzt, wenn es darum geht, drastisch, aber gewaltfrei darauf hinzuweisen, dass die Zeit für unsere Gesellschaft abläuft, wenn wir und unsere Regierung nicht massiv gegensteuern. „Kinder können absolut nichts dafür, dass die Silversurfer- und Babyboomer-Generation ihre Lebensgrundlage zerstört.“ Für die Rebellin mit Bodenhaftung bedeutet Kindern Perspektiven schenken, ihnen eine Zukunft auf einem intakten Planeten zu ermöglichen, auf dem sie sich frei entfalten können – und ihnen mit Ernsthaftigkeit und Mut vorzuleben, dass es sich zu kämpfen lohnt.
Steckbrief Marina Hagen-Canaval
Aufgewachsen in: Lustenau
Lebt heute in: Götzis
Vorbild damals: „Meine Mami“
Vorbild heute: „Meine Mami, Caroline Thurner, Luisa Neubauer“
Berufswunsch als Kind: Anwältin
Beruf heute: IT-Projektleiterin, Umweltaktivistin bei „Extinction Rebellion“
Lieblingsplatz damals: In den Ästen vom Nussbaum im Garten
Lieblingsplatz heute: Der Sattelberg in Götzis
Perspektivengeber: Mama, die Eltern
Als Kind bekannt für: „Meine direkte, oft als aufmüpfig falsch verstandene Art“
Heute bekannt für: „Meine direkte, selbstbewusste Art, Feminismus, Klimaaktivismus“
Werden Sie zu einem:r Perspektivengeber:in unter dem Motto „Kinder vor“!
Geben Sie den Kindern Vorarlbergs die Möglichkeit, ihre Zukunft mitzugestalten. Lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Ganz egal, ob es eigene Ideen oder laufende Projekte des Vorarlberger Kinderdorfs sind – wir freuen uns über Ihr Engagement. Die Geschichten, die daraus entstehen, werden unter „Perspektiven“ auf „Wir Kinder Vorarlbergs“ veröffentlicht. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
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