Carola Vuissa: Knallbunt bis pechschwarz
Von klein auf hatte Carola ihren eigenen Kopf, der voller Einfälle abseits der Norm war. So gründete sie in ihrer Heimatgemeinde Lauterach als Volksschülerin eine Mädelsbande und fiel mit gewagten Klamotten auf. „Einmal war ich nach dem Vorbild von Madonna wie ein bunter Vogel gekleidet. Dann folgte eine extreme Schwarzphase, die mit dem Wunsch nach einem schwarz-in-schwarzen Zimmer im Keller einherging“, erinnert sich die 50-Jährige. Abfällige Kommentare hörte sie von ihren Eltern nie. „Selbst dann nicht, als mein Vater wegen meiner blond gefärbten Punkfrisur beim Hauptschuldirektor antanzen musste. Auf die Beschwerde des Direktors erwiderte mein Vater sinngemäß: Solange sich meine Tochter zu benehmen weiß und noch dazu eine gute Schülerin ist, sehe ich das Problem nicht.“ Sie sei einfach immer so angenommen worden, wie sie eben war, meint sie rückblickend. „Meine Eltern haben meine Ideen nie schlecht gemacht oder gar versucht, mir etwas auszureden.“
Für Carola war es die elterliche Geborgenheit, aber auch die Chance, sich ohne begluckende Enge frei entfalten zu können, die ihre Kindheit ausmachten. Am wohlsten fühlte sie sich „mitten unter Leuten, egal wo“ und träumte lange davon, ihre Kontaktfreudigkeit später als Rezeptionistin auszuleben. Zudem habe sie als junger Teenager des Öfteren das Fernweh gepackt. „Auch da hielten mich meine Eltern nicht zurück, wenn ich mit meiner Freundin nach London oder Amsterdam aufbrach, ohne Unterkunft oder Route im Voraus geplant zu haben. Ich meldete mich alle paar Tage mal auf dem Festnetz, das war‘s. Was das eigentlich bedeutete, wurde mir erst bewusst, als meine Töchter in dem Alter waren.“
Lasst uns unsere verrückten
Ideen, dann ist die Welt für
uns farbenfroh.
CAROLA VUISSA
Auch ihren Lehrpersonen misst sie Perspektivengeber-Qualitäten zu. Sowohl die Volks- als auch Hauptschule in Lauterach seien „ein prima Umfeld, um sich zu entwickeln“ gewesen. „Meine Lehrer:innen erkannten meine Stärken und Schwächen und förderten mich ganz individuell. Unsere Klassengemeinschaft in der Hauptschule war herausragend. Davon profitierte ich sehr.“ Geliebt habe sie auch den Nachhauseweg nach der Schule. „Er dauerte ewig, weil ich alle Freunde heim begleitete.“ Neben ihrem Humor stach besonders eine Eigenschaft schon damals hervor: ihre Ordnungsliebe. „Meine Schultasche und Hefte waren immer piccobello. Lieber schrieb ich eine Seite mehrmals, als sie mit einem Makel abzugeben.“ Heute hat sie diese Liebe zum Beruf gemacht und legt sich voller Leidenschaft und Kreativität als Aufräumcoach ins Zeug. Role Models waren auch in diesem Punkt die Eltern, die ihr vorlebten, dass Arbeit etwas Tolles ist und man das Maximum an Schönheit und Funktionalität nur mit Ordnung erreicht. „Ordnung war kein Thema, aber immer da“, so Carola. „Ich glaube, meine Eltern und Großeltern lebten ein paar simple Regeln, ohne sich dessen bewusst zu sein: Alles hat einen festen Platz und kommt nach Gebrauch selbstverständlich wieder dahin zurück. Zudem hatten wir immer nur schöne, nützliche Sachen. Krimskrams gab‘s höchstens in homöopathischen Dosen.“
Nicht groß genug kann hingegen die Dosis an Zuwendung und Ermutigung sein, die sie sich für die junge Generation wünscht. Kinder brauchen in ihren Augen Bezugspersonen, die sie in ihrer Einzigartigkeit sehen und sie in dem bestärken, was sie anpacken wollen. Dass ihr auf die Frage, welchen Rat sie ihrem Kinder-Ich geben würde, rein gar nichts einfällt, wertet die selten um Worte verlegene Hörbranzerin als gutes Zeichen. „Ich durfte sein und werden, wer ich bin.“
Steckbrief Carola Vuissa
Aufgewachsen in: Lauterach
Lebt heute in: Hörbranz
Vorbild damals: Leute mit kreativen Ideen
Vorbild heute: Leute, die ihre kreativen Ideen umsetzen
Berufswunsch als Kind: Rezeptionistin
Beruf heute: Aufräumcoach, VÖLLIG IN ORDNUNG - Carola Vuissa - Ihr Aufräumcoach für Vorarlberg
Lieblingsplatz damals: mitten unter Leuten, egal wo
Lieblingsplatz heute: da, wo ihre Familie ist
Perspektivengeber: Eltern, ihr Klassenvorstand Peter Schwarzmann („stellvertretend für alle meine tollen Lehrer:innen“)
Als Kind bekannt für: „meine langen Nachhausewege nach der Schule, weil ich alle heim begleitet habe“
Heute bekannt für: ihren Humor und ihre Liebe zur Ordnung
Werden Sie zu einem:r Perspektivengeber:in unter dem Motto „Kinder vor“!
Geben Sie den Kindern Vorarlbergs die Möglichkeit, ihre Zukunft mitzugestalten. Lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Ganz egal, ob es eigene Ideen oder laufende Projekte des Vorarlberger Kinderdorfs sind – wir freuen uns über Ihr Engagement. Die Geschichten, die daraus entstehen, werden auf „Wir Kinder Vorarlbergs“ veröffentlicht. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
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