Carmen Feuchtner: „Meine Mutter ging strategisch vor“
Der Moment, als sie mit baumelnden Beinen im Rücken ihrer Mutter saß und ihren Herzenswunsch äußerte, war für Carmen nachhaltig prägend. Denn wenige Jahre nach diesem Schlüsselerlebnis wurde die damals Neunjährige als erstes Mädchen in das mit über 30 Männern besetzte Orchester ihrer Heimatgemeinde aufgenommen. Zu verdanken hatte sie dies der Intervention ihrer ultimativen Perspektivengeberin Nummer eins. „Wieder und wieder bemühte ich mich, der Blockflöte Stücke abzuringen, die den Tonumfang des Instruments überstiegen“, erinnert sie sich. „Mit diesem Bemühen weckte ich aber das Interesse meiner Mutter. Unter dem Eindruck meiner Beharrlichkeit wurde sie beharrlich.“
„In den 70ern standen die Zeichen auf Veränderung, das kam meiner Mama zugute“, erzählt Carmen. Um für sie eine bislang verschlossene Tür zu öffnen, sei ihre Mutter strategisch vorgegangen. „Sie war sich bewusst, dass sie mit einer offenen Forderung kaum Chancen auf Erfolg gehabt hätte. So setzte sie mit Werben und Argumentieren, mit Bitten, freundlicher Nachfrage, auch mit Bezirzen alle Hebel in Bewegung.“ Noch Jahre später sei ihre Mutter stolz darauf gewesen, dass sie es schließlich schaffte, sich mit ihrem Anliegen durchzusetzen. „Durch diese Errungenschaft hatte sie nicht nur für mich etwas erreicht, auch für die anderen Mädchen im Dorf ebnete sie den Weg in Richtung Gleichberechtigung.“
„Lasst uns unsere eigenen Ideen
entwickeln und umsetzen,
dann gestalten wir eine Welt,
in der Kinder gehört werden.“
CARMEN FEUCHTNER
Diese ermutigende Erfahrung markierte für die musikbegeisterte 57-Jährige mit von klein auf ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn den Beginn ihrer Auseinandersetzung mit Kinderbeteiligung. In ihr wuchs die Überzeugung, dass man durch beharrliches Trommeln weitreichende Veränderungen bewirken kann – eine Kraft, die sie als Geschäftsführerin des Netzwerks „Welt der Kinder“ antreibt, um sich vehement für die Rechte, die Partizipation und die Chancen von Kindern einzusetzen. Unermüdlich fordert die idealistische, aber illusionsbefreite Bregenzerin, Kinder radikal ernst zu nehmen: „Es liegt an uns Erwachsenen, dass der Wille des Kindes, selbst zu gestalten, sich zu erproben und mitzuteilen, wirksam werden kann.“ Ihr dringender Appell lautet, Kinder zu unterstützen, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen – um im Schulterschluss quer durch alle Generationen eine Welt zu gestalten, in der Kinder gehört und ernst genommen werden.
Steckbrief Carmen Feuchtner
Aufgewachsen in: Gaißau
Lebt heute in: Bregenz
Vorbild damals: Pippi Langstrumpf
Vorbild heute: verschiedene Menschen, auch junge Leute
Traumberuf als Kind: mit Menschen arbeiten
Beruf heute: Geschäftsführerin von „Welt der Kinder“
Lieblingsplatz damals: in den Bäumen
Lieblingsplatz heute: im Rheinholz Gaißau
Perspektivengeber:innen: ihre Mutter, ihr Volksschuldirektor, ihr Klassenvorstand
Als Kind bekannt für: ihren Gerechtigkeitssinn
Heute bekannt für: ihre Aufbauarbeit in der Kinderbeteiligung
Werden Sie zu einem:r Perspektivengeber:in unter dem Motto „Kinder vor“!
Geben Sie den Kindern Vorarlbergs die Möglichkeit, ihre Zukunft mitzugestalten. Lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Ganz egal, ob es eigene Ideen oder laufende Projekte des Vorarlberger Kinderdorfs sind – wir freuen uns über Ihr Engagement. Die Geschichten, die daraus entstehen, werden unter „Perspektiven“ auf „Wir Kinder Vorarlbergs“ veröffentlicht. Wir freuen uns von Ihnen zu hören!
E kinder-vor@voki.at
T +43 5574 4992-9011