Emotionales Essen: „Kinder brauchen Vertrauen“
„Wenn Hunger nicht das Problem ist, ist essen nicht die Lösung“ ... Dieser sehr markante Satz stammt von Katharina Fantl, einer Ernährungsberaterin für Kinder. Sie war am 24. Januar 2024 bei der Vortragsreihe „Wertvolle Kinder“ des Vorarlberger Kinderdorfes zu Gast.
Mit lebensweltlichen Beispielen erläuterte die Ernährungsexpertin eindrücklich, dass wir auf das natürliche Essverhalten unserer Kinder vertrauen können. Wir haben ein angeborenes natürliches Essverhalten. Wenn wir es spüren und kennen, werden wir uns auch gut ernähren. Besonders wichtig ist, dass wir essen, wenn wir Hunger haben, Nahrungsmittel nicht als Kompensation für Probleme verwenden und regelmäßig in Gemeinschaft am Tisch essen.
„Besonders wichtig ist,
dass wir essen, wenn wir
Hunger haben, Nahrungsmittel
nicht als Kompensation für
Probleme verwenden und
regelmäßig in Gemeinschaft
am Tisch essen.“
Wenn Kinder kein Gemüse essen wollen, ist das ebenso wenig ein Grund, in einen Alarmzustand zu geraten, wie wenn sie eine Zeit lang vor allem eine Lieblingsspeise immer wieder zu sich nehmen. In den meisten Fällen ist damit keine Mangelernährung verbunden und die einseitige Ernährung wirkt sich nicht zwangsläufig negativ auf die Entwicklung aus.
Umgekehrt kann sich aber der Zwang von uns Eltern sehr wohl negativ auf die Entwicklung unserer Kinder auswirken. Als „teilneurotische Eltern“ projizieren wir täglich unsere Werte und Normen auf unsere Kinder: beim Essen, beim Lernen, beim Sport etc. Wir stellen permanent Erwartungen an unsere Kinder und erklären ihnen, wieso was gut oder schlecht für sie ist.
„Erinnern wir uns zurück
an unsere Kindheit. Haben
unsere Eltern uns permanent
erklärt, was gut oder schlecht
für uns ist? Meine zum Glück
nicht, sie haben mir vertraut.
Und dadurch habe ich
anderen vertrauen gelernt.“
Meine Empfehlung: Hören Sie sich selbst einmal einen Tag lang zu, was und wie Sie mit Ihren Kindern reden – und dann machen Sie eine Pause. Erinnern wir uns zurück an unsere Kindheit. Haben unsere Eltern uns permanent erklärt, was gut oder schlecht für uns ist? Haben sie jede Handlung, jede Aktivität kommentiert? Meine zum Glück nicht, sie haben mir vertraut. Und dadurch habe ich anderen vertrauen gelernt.
In einer schnelllebigen, komplexen Welt ist es besonders wichtig, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die erste und entscheidende Grundlage für das Zusammenleben ist Vertrauen. Ohne Vertrauen können wir Menschen auf Dauer nicht existieren. Schenken wir unseren Kindern Vertrauen – sie wissen, was gut für sie ist. Vertrauen wir auf die Intuition unserer Kinder und uns selbst und verabschieden wir uns von unseren Zwängen.
„Emotionales Essen“
Vortrag von Katharina Fantl , Autorin, Geschäftsführerin der confidimus GmbH, Coach für intuitives Essen in der Familie, Tägerwilen.
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Die Reihe „Wertvolle Kinder“ des Vorarlberger Kinderdorfs wird in Kooperation mit Russmedia und dem ORF Vorarlberg durchgeführt und vom Land Vorarlberg – Fachbereich Jugend und Familie – unterstützt. Über 80 Vorträge können in der Mediathek des Vorarlberger Kinderdorfs nachgelesen und nachgehört werden.