Stefan Grabher: „Ich musste nie everybodys darling sein“
Stefan Grabher wuchs in einer bürgerlichen Familie zuerst in Dornbirn und dann in Schwarzach auf. Diesen Umzug bezeichnet er als persönliche Migrationsgeschichte. „Im Dornbirn stand ich in der Klasse im Mittelpunkt, in Schwarzach war ich eine Randfigur.“ Über eineinhalb Jahre habe es gedauert, bis er Anschluss fand, erinnert sich der heute 60-Jährige. Die „echten Probleme“ hätten dann mit dem Eintritt ins Gymnasium begonnen. „Ich war ein extrem schlechter Schüler und hätte eigentlich in die Hauptschule gehört. Aber man war der Meinung, dass mir mit der Matura die Welt offenstehe. Eine gute Idee war das nicht“, meint der Dornbirner rückblickend. Schwänzen, vorgetäuschte Krankheiten und verbockte Prüfungen prägten die ersten Jahre in der Unterstufe. Schließlich landete er im Poly, wo er auf einen richtungsweisenden Perspektivengeber traf. „Ich hatte Glück und einen außergewöhnlich guten Lehrer namens Hermann Thüringer. Plötzlich war ich ein super Schüler, was mein Selbstbewusstsein förderte.“
Auch die dann gestartete Lehre im Lebensmittelhandel brachte für ihn Herausforderungen mit sich. „Ich habe gelernt zu arbeiten, auch körperlich.“ Besonders in Gedächtnis haften blieb ihm eine Episode: „Immer gerade dann, wenn ich Kartoffeln vor den Laden fahren musste, sind ehemalige Gymi-Kollegen mit dem Bus vorbeigefahren. Zwei Monate lang habe ich versucht, die Kartoffeln erst dann rauszufahren, wenn der Bus weg war. Das war ziemlich mühsam, bis ich mir sagte: Du musst zu den Sachen stehen, die du machst, und es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen zu arbeiten, auch wenn diese Arbeit Kartoffelsäcke vorfahren ist.“ Nach einem Jahr wechselte er in das Herrenmodengeschäft Garzon. „Ein Glück, weil ich hier den Zugang zur Textilbranche fand.“
Gerade die schwierigen Etappen in seiner Biografie möchte der erfolgreiche Unternehmer, der seit seinem 18. Lebensjahr selbstständig ist und sich nachhaltigem Wirtschaften verschrieben hat, nicht missen. „Das Scheitern förderte meine Entwicklung. Und auch, dass ich nicht angepasst war an das, was die Mehrheit sagte und meinte. Ich musste nie everbodys darling sein und war für meine Eltern, vor allem für meine Mutter, trotz allem immer ein Superstar. Ich war mir der Liebe meiner Familie gewiss.“ Die wichtigste Bezugsperson in seiner Kindheit sei jedoch sein Großvater gewesen. „Mein Opa war mein erster Freund – wie in diesem kitschigen STS-Lied. Er war ein belesener, kluger Mann, der viel Zeit mit mir verbrachte und mich in Richtung Liberalität, Toleranz und Offenheit prägte.“ Genau solche Menschen an ihrer Seite wünscht der zweifache Vater allen Kindern: „Das gibt Kraft, um auch Tiefschläge bewältigen zu können.“
Steckbrief Stefan Grabher
Aufgewachsen in: Dornbirn und Schwarzach
Lebt heute in: Dornbirn
Vorbild damals: der Opa
Vorbild heute: der Opa
Berufswunsch als Kind: Archäologe oder Händler
Beruf heute: Unternehmer, CEO von Mary Rose und Paptex shop.maryrose.at
Lieblingsplatz damals: Ölrain Bregenz Ausgrabungen Römerzeit
Lieblingsplatz heute: Schlossguggerhaus in Dornbirn
Perspektivengeber:innen: Großvater, Lehrer Hermann Thüringer am Poly, Mutter
Als Kind bekannt für: Händler schon als Kind
Heute bekannt für: vielfältige Interessen
Werden Sie zu einem:r Perspektivengeber:in unter dem Motto „Kinder vor!“
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