Marbod Fritsch: „Und manchmal wundere ich mich immer noch ...“
Als Heranwachsender hatte der Konzeptkünstler noch keine Vorstellung davon, welchen Beruf er später ergreifen sollte. Schon damals imponierte ihm an der Tätigkeit seines Vaters jedoch das hohe Maß an Autonomie. „Er war Versicherer und konnte sich seine Zeit mehr oder weniger frei einteilen. Diese Selbstbestimmtheit gefiel mir, aber seinen Job wollte ich auf keinen Fall machen“, erinnert sich Marbod Fritsch, der als Kind für seine Schüchternheit und Empfindlichkeit ebenso bekannt war wie für seinen Ehrgeiz. Auf Vorbilder gab er wenig, auch wenn er sich an Menschen erinnert, denen er Respekt zollte. Einer davon war sein Lehrer für bildnerische Erziehung am Gymnasium, den er als Perspektivengeber Nummer eins nennt. „Fritz Pfister ermutigte mich, in Zeichnen zu maturieren. Durch ihn hatte ich erstmals das Gefühl, dass meine Arbeit etwas wert ist.“
Dennoch war der Weg zu seinem jetzigen Beruf alles andere als geradlinig und der erste – laut eigenen Angaben aus Unsicherheit eher halbherzig unternommene – Versuch, die Aufnahme an die Kunsthochschule zu schaffen, scheiterte. Es folgten ein Semester an der WU Wien und neun Semester Jus, bis der gebürtige Bregenzer einen neuerlichen Anlauf nahm. „Ich bin mit einem Bekannten zur Aufnahmsprüfung an der Angewandten. Er wollte zur Lassnig, ich nur die Aufnahmsprüfung machen. Eigentlich sollte dabei am Schluss eine definitive Ablehnung rauskommen, damit ich Jus fertigmachen konnte. Ich wurde aber angenommen und auf einmal war Jus so weit weg wie der Mond. Endlich nur das machen, was einen interessiert und begeistert – das war für mich die Idealvorstellung von „Arbeit“.“
Heute hält er wenig davon, wenn Eltern versuchen, für ihre Kinder alle Probleme aus der Welt zu schaffen. „Das führt unweigerlich dazu, dass Frustrationstoleranz und Werkzeuge fehlen, um mit Krisen und Konflikten umzugehen, die 100prozentig auftreten.“ Stattdessen sollte den Jungen etwas zugetraut werden, damit sie sich entfalten können. In seinem eigenen Elternhaus wurde zwar weit mehr Wert auf sportliche Erfolge als künstlerische Ambitionen gelegt und manchmal wundert sich der Künstler immer noch, „dass ich jetzt das mache, was ich mache“. Letztlich gab es aber viel Unterstützung von Zuhause, um seinen beruflichen Traum schließlich doch zu verwirklichen. „Ich musste meinen Eltern allerdings versprechen, dass ich das Kunststudium beende, damit ich später im Notfall unterrichten kann.“ Sein Vater ist für ihn denn auch der zweite große Perspektivengeber. „Er kaufte mir nach Abschluss meines Kunststudiums einige Bilder für die neu ausgemalte Wohnung ab“, erzählt Marbod Fritsch. „Das war für mich damals natürlich aus monetären Gründen sehr wertvoll. Jetzt – nach so vielen Jahren – rückt das Finanzielle in den Hintergrund und es bleibt ein Gefühl, dass hier jemand war, der mein Tun und meinen Weg trotz vieler Schwierigkeiten wertgeschätzt und dies so zum Ausdruck gebracht hat.“
Steckbrief Marbod Fritsch
Aufgewachsen in: Bregenz
Lebt heute in: Bregenz
Vorbild damals: Keines
Vorbild heute: Keines
Traumberuf als Kind: Keiner
Beruf heute: Bildender Künstler, www.marbotfritsch.com
Lieblingsplatz damals: Das Strandbad in Bregenz, eigentlich jedes Wasserbecken
Lieblingsplatz heute: „in einer Mühle nahe Treviso - da wo wir geheiratet haben“
Perspektivengeber:innen: Fritz Pfister (sein Lehrer in bildnerischer Erziehung), sein Vater
Als Kind bekannt für: Seine Schüchternheit und Empfindlichkeit, aber auch seinen Ehrgeiz
Heute bekannt für: „Vielleicht für meine Kunst, bei meinen Freunden immer noch für meine Empfindlichkeit und meinen Ehrgeiz, aber auch für meinen Humor“
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