Linda Marte: Als ob es ein Morgen gäbe
Drei Perspektivengeberinnen waren maßgeblich daran beteiligt, dass Linda trotz ihrer frühen Mutterschaft die Matura und den Bachelor ohne Zeitverlust absolvieren konnte. „Es war ein gewaltiger Kraftakt von uns allen, eine extrem aufwühlende Zeit“, erinnert sich die heute 41-Jährige. „Ich war in der zehnten Klasse und habe die Schwangerschaft lange verdrängt. Bis zum Tag vor der Geburt besuchte ich die Schule und schon drei Wochen, nachdem meine Tochter auf die Welt gekommen ist, saß ich wieder in der Klasse.“ Ihre Mama, ihre Oma und ihre Tante hätten es ihr ermöglicht, ein „Triple-Leben“ zu führen. „Ohne sie hätte ich das alles mit Sicherheit niemals hinbekommen. Am Vormittag war ich Schülerin, nachmittags Mama und am Wochenende Teenagerin. Es war drin, dass ich trotz aller Verantwortung Erfahrungen als Pubertierende machen und so meine eigene Identität festigen konnte.“
Vor allem ein Gefühl prägte ihre Kindheit: Wut. „Ich war bekannt für meine Wutanfälle, die zum Teil sehr heftig ausfielen“, erzählt die Lehrerin, die heute in der Gewalt- und Extremismusberatung beim ifs arbeitet. Ein Papa-Kind sei sie gewesen, das sehr unter der Trennung der Eltern litt. „Oft habe ich mich verloren und allein gefühlt. Ich bin in der Luft gehangen.“ Ihren Vater nennt sie als Perspektivengeber Nummer eins. „Von ihm hab‘ ich viel gelernt und vieles mit ihm erlebt, egal ob Handwerkliches oder Abenteuerliches.“ Als Traumberuf schwebte Linda Astronautin vor - oder alternativ Schaffnerin, sollte es mit der Weltraum-Erforschung doch nicht hinhauen. „Mein Vater ist mit mir sogar nach Houston ins NASA-Space-Center gereist. Astronautin bin ich zwar nicht geworden, aber das Vertrauen in mein Potenzial war da.“
Darüber hinaus liebte sie als Mädchen die Heidelbeerroulade ihrer Oma – und verehrte kluge Frauen wie Dana Scully von „Akte X“ und Major Kira Nerys von „Deep Space Nine“. Auf die Frage nach ihrem aktuellen Vorbild antwortet sie: „Noch mehr kluge Frauen.“ In diese Riege gehört auch Linda selbst, die sich beruflich dafür einsetzt, dass Menschen jeden Alters lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Allen Kindern wünscht sie einen Planeten, der auch in Zukunft bewohnbar ist. Und was es für die Dornbirnerin mit Hang zum Unkonventionellen bedeutet, der nachfolgenden Generation eine Perspektive zu geben? „So zu leben, als ob es ein Morgen gäbe.“
Steckbrief Linda Marte
Aufgewachsen in: Hohenems und Dornbirn
Lebt heute in: Dornbirn
Vorbild damals: Trixi (Chip und Chap), Dana Scully (Akte X) und Major Kira Nerys (Deep Space Nine)
Vorbild heute: noch mehr kluge Frauen
Berufswunsch als Kind: Astronautin, Schaffnerin
Beruf heute: ursprünglich Lehrerin, jetzt beim ifs in der Gewalt- und Extremismusprävention
Lieblingsplatz damals: draußen
Lieblingsplatz heute: daheim
Perspektivengeber:innen: Papa, Mama, Oma, Tante
Als Kind bekannt für: ihre Wutanfälle
Heute bekannt für: ihre unkonventionelle Art
Werden Sie zu einem:r Perspektivengeber:in unter dem Motto „Kinder vor!“
Geben Sie den Kindern Vorarlbergs die Möglichkeit, ihre Zukunft mitzugestalten. Lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Ganz egal, ob es eigene Ideen oder laufende Projekte des Vorarlberger Kinderdorfs sind – wir freuen uns über Ihr Engagement. Die Geschichten, die daraus entstehen, werden unter „Perspektiven“ auf „Wir KINDER VORarlbergs!“ veröffentlicht. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
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