Kerim Sahin: Mit großem Herz, kühlem Kopf und einer Schulter zum Anlehnen
„Ich lass mich gern inspirieren von Menschen, die es trotz schwieriger Biografie geschafft haben“, sagt der gelernte Fliesenleger. Seinem Chef zum Beispiel zollt er Respekt und Bewunderung. „Er ist privat, geschäftlich und sportlich eine Inspirationsquelle.“ Auch seine Mutter reiht er in diese Riege. „Meine Mama hat allein vier Kinder großgezogen und mit ganzer Kraft versucht, uns alles zu ermöglichen. Für mich ist sie die stärkste Frau der Welt.“ Als Junge machte auf ihn Eindruck, „wer in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf bewahrte. Das war ein Denkzettel, eine Reflexionsfläche für mein eigenes Verhalten, denn ich hätte wahrscheinlich meist die Kontrolle verloren.“
Im Ranking seiner Perspektivengeber nimmt jedoch sein ehemaliger sozialpädagogischer Betreuer in der Wohngruppe in Feldkirch eine Spitzenposition ein. „Ich kam mit 13 Jahren in die WG. Momentan denke ich sehr viel an diese Zeit und meinen Primärbetreuer Martijn, und ich bin froh, dass ich dort war.“ Dafür sei er auch seiner Mama überaus dankbar. „Sie wollte immer das Beste für mich, auch wenn ich das damals nicht so einordnen konnte. Sie war für mich da, als es sonst keiner war.“ Die zwei Jahre, die er in der Paedakoop des Vorarlberger Kinderdorfs verbrachte, wertet er heute als „gute Vorbereitung fürs spätere Leben“. „Eine feste Alltagsstruktur und Aufgaben, die ich erledigen musste, gaben mir Halt. Und ich wusste, es ist immer jemand zum Reden da und es gibt für alles eine Lösung“, so Kerim über eine Etappe, die für ihn wegweisend war. „Durch Martijn habe ich zu mir selbst gefunden und meine Werte erkannt. Wenn ich wieder mal keine Lust hatte, in der Gruppe etwas zu unternehmen, führte er mir vor Augen, wie wichtig es ist, Freude und Spaß mit anderen zu teilen. Er machte mir klar, dass jede Handlung Folgen hat und man bereit sein muss, die Konsequenzen seiner Entscheidungen zu tragen.“
„Gebt uns eine Schulter zum
Anlehnen, wenn wir sie brauchen,
dann finden wir Halt.“
KERIM SAHIN
Ein Mutmacher ganz anderer Art kam aus der Verwandtschaft. „Mein Cousin hatte immer die neuesten, schnellsten Autos. Ab und zu durfte ich mitfahren und live dabei sein. Er sagte mir wieder und wieder, wenn ich fleißig wäre und mein Leben im Griff hätte, könnte ich irgendwann genauso schöne Autos fahren wie er. Das gab mir Hoffnung und das Gefühl, etwas im Leben erreichen zu können.“
„Hör auf deine Mama!“, möchte er seinem Kinder-Ich zurufen: „Denn nicht jeder, den du als Freund siehst, meint es gut mit dir.“ Kindern wünscht der junge Lauteracher mehr Vertrauen in sich selbst und mehr Durchhaltevermögen und hofft, selbst Perspektivengeber zu sein. „Vielleicht kann ich einen anderen Blickwinkel schaffen, ein Umdenken ermöglichen. Vielleicht kann ich die Schulter zum Anlehnen sein, die gerade gebraucht wird.“
Steckbrief Kerim Sahin
Aufgewachsen in: Dornbirn
Lebt heute in: Lauterach
Vorbild damals: Menschen, die in schwierigen Situationen ein kühlen Kopf bewahren
Vorbild heute: inspirierende Personen wie sein Chef oder seine Mama
Berufswunsch als Kind: Polizist, Kfz-Mechaniker
Beruf heute: Platten- und Fliesenleger
Lieblingsplatz damals: Jugendhaus
Lieblingsplatz heute: Tanzschule, zuhause
Perspektivengeber: Martijn (sein Primär-Betreuer in der Wohngruppe der Paedakoop in Feldkirch, sein Cousin
Als Kind bekannt für: seine freche Art
Heute bekannt für: Offenheit und Hilfsbereitschaft
Werden Sie zu einem:r Perspektivengeber:in unter dem Motto „Kinder vor!“
Geben Sie den Kindern Vorarlbergs die Möglichkeit, ihre Zukunft mitzugestalten. Lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Ganz egal, ob es eigene Ideen oder laufende Projekte des Vorarlberger Kinderdorfs sind – wir freuen uns über Ihr Engagement. Die Geschichten, die daraus entstehen, werden unter „Perspektiven“ auf „Wir KINDER VORarlbergs!“ veröffentlicht. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
E kinder-vor@voki.at
T +43 5574 4992-9011