Claudia Riemer: Ein Tagebuch, miserable Rechtschreibung und trotzdem haufenweise Geschichten
Denn Ideen hatte sie viele. Ausgestattet mit einer blühenden Fantasie und einer unbändigen Lese- und Erzähllust steckte sie schon früh voller Geschichten. „Ich wagte aber nie, diese niederzuschreiben, weil meine Rechtschreibung ziemlich miserabel war.“ Ihr Deutschlehrer in der Hauptschule nahm ihr die Scheu und gab den Anstoß, dass sie auf ungezählten Seiten ihre Gedanken zu Papier brachte: „Er meinte nur, dass ich einfach mal drauflos schreiben soll. Das hab‘ ich getan und meine Texte der Klasse vorgelesen, obwohl ich eher schüchtern war. Mein Lehrer nahm mir den Druck und ließ mich machen, woran ich Freude hatte.“
Vor allem aber waren es ihre Eltern, die sie mit zuversichtlichem Blick auf die Welt stärkten. „Sie brachten mir bei, dass zum Leben auch schlechtere Zeiten gehören, dass man sich aber auf das Gute fokussieren und das Negative hinter sich lassen soll.“ Als größtes Glück bezeichnet sie jedoch die Tatsache, dass sie einfach Kind sein konnte. „Ich durfte immer draußen spielen, klettern und die Natur erkunden. Da gab es nie Ärger, wenn die Kleidung schmutzig war. Und mit meinem Papa war ich viel im Wald oder am alten Rhein, das habe ich geliebt.“
Ermutigt wurde sie darüber hinaus von einem „imaginären Freund“ – „er war jederzeit an meiner Seite und gab mir Selbstvertrauen“ – und einem weltberühmten Buch. „Mit 14 fiel mir zufällig ,Das Tagebuch der Anne Frank‘ in die Hände. Ich war so gebannt und fasziniert von diesem jüdischen Mädchen. Sie machte mir bewusst, dass es immer einen Grund zum Träumen gibt, selbst wenn man ausgestoßen und mundtod gemacht wird.“
„Finde einen Weg, der am besten zu dir passt“, würde die heutige Floristin und engagierte Pflegemutter ihrem Kinder-Ich raten. „Und wenn ab und an Stolpersteine auf diesem Weg liegen, dann nimm sie mit einem Lächeln auf, wirf sie ganz weit hinter dich und lauf weiter.“ Die Erkenntnis, dass es letztlich gerade die Hürden sind, die einen wachsen lassen, möchte sie mit Kindern teilen und ihnen Mut und Selbstsicherheit mit auf den Weg geben. „Wenn wir Kinder spüren lassen, dass sie geliebt werden, egal wie sie sind, dann werden sie glückliche Kinder sein. Anne Frank sagte: Wer glücklich ist, macht andere glücklich. Das finde ich auch.“
Steckbrief Claudia Riemer
Aufgewachsen in: Götzis
Lebt heute in: Götzis
Vorbild damals: ihre Eltern, Ronja Räubertochter
Vorbild heute: „alle Menschen, die noch an das Gute im Leben glauben, und mein Mann, der immer alles mit Ruhe und Gelassenheit angeht“
Traumberuf als Kind: Floristin
Beruf heute: Floristin, Pflegemutter
Lieblingsplatz damals: die große Buche hinterm Haus ihrer Eltern
Lieblingsplatz heute: die Gartenbank auf ihrer Terrasse
Perspektivengeber: ihre Eltern, ihr Deutschlehrer, Anne Frank
Als Kind bekannt für: „ich war immer draußen und konnte nie ruhig sitzen bleiben (fällt mir heute noch schwer)“
Heute bekannt für: ihre Kreativität und die Liebe zu Büchern
Werden Sie zu einem:r Perspektivengeber:in unter dem Motto „Kinder vor!“
Geben Sie den Kindern Vorarlbergs die Möglichkeit, ihre Zukunft mitzugestalten. Lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Ganz egal, ob es eigene Ideen oder laufende Projekte des Vorarlberger Kinderdorfs sind – wir freuen uns über Ihr Engagement. Die Geschichten, die daraus entstehen, werden unter „Perspektiven“ auf „Wir KINDER VORarlbergs!“ veröffentlicht. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
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