Benedicte Hämmerle: Zwischen Kühen, Nachbarn und Klavier
Sie war vier Jahre alt, als ihre Familie von Frankreich nach Großdorf zog. „Wir konnten alle kein Wort Deutsch“, erzählt sie. Ihre schnelle Integration habe sie maßgeblich ihren Nachbarn zu verdanken. „Kurt und Rosa Fetz, ihre Kinder und überhaupt die ganze große Familie wurden für mich zu einem zweiten Zuhause. Es ging nicht lange und ich nannte den Vater ,Dätta‘ und die Großmutter ,Oma‘. Oma nahm mich genauso wie all ihre anderen Enkelkinder an die Hand – sie hatte die weichsten Hände der Welt – und ich fühlte durch und durch, dass auch ich dazugehörte.“
Durch ihre Zweitfamilie habe sie sich eingebettet und aufgehoben gefühlt, denn sie wuchs als Einzelkind auf. „Meine Schwester kehrte sehr bald nach Frankreich zurück und mein Vater starb, als ich zwölf Jahre alt war. Er war Zeit meines Lebens schwer krank. Meine Mutter war berufstätig und ernährte die Familie.“ Sie sei viel und oft auf sich allein gestellt gewesen, habe sich aber nie allein gelassen gefühlt. Umso mehr genoss sie es, mit den Nachbarn im Vorsäß zu sein, die Brotzeit am Abend mit Käse und Wurst, mit der Oma auf dem Bänkle vor dem Haus zu sitzen oder mit ihrem Pony auszureiten. Tiere, besonders Kühe und Pferde nahmen einen zentralen Platz ein in der Kinderwelt von Benedicte Hämmerle, die davon träumte, Tierärztin zu werden.
Heute ist sie Unternehmensberaterin und Moderatorin und einem weiteren Perspektivengeber überaus dankbar. „Ich fing mit elf Jahren an, Klavier zu spielen. Gerhard Wildner war ein wunderbarer, feinfühliger und vor allem sehr geduldiger Lehrer. Ich übte einfach immer zu wenig, aber er brachte es nicht übers Herz, mich stehen zu lassen, und unterrichtete mich weiter.“ Talentiert sei sie gewesen, aber leider ziemlich faul, und die Klavierstunden ein heiliger Ort – ein Ort, wo sie ihr manchmal auch „schweres, von Kummer gebeuteltes Herz“ ausschütten konnte und Zuspruch fand. „Letztlich zählte nicht die Leistung, sondern die Freude an der Musik, die ich durch ihn entdeckte.“
Immer sollen Kinder jemanden zur Seite haben, der an sie glaubt, in guten wie in schweren Zeiten, wünscht sich Benedicte Hämmerle: „Jemanden, der sie frei entscheiden lässt, wo ihre Leidenschaften liegen, der sie schützt, hält und ihnen bedingungslose Liebe schenkt.“
Steckbrief Benedicte Hämmerle
Aufgewachsen in: geboren in Frankreich, aufgewachsen in Großdorf/Bregenzerwald
Lebt heute in: Lustenau
Vorbild damals: Nena
Vorbild heute: ihre Mutter
Berufswunsch als Kind: Tierärztin
Beruf heute: Unternehmensberaterin und Moderatorin
Lieblingsplatz damals: im Stall bei den Kühen und Pferden
Lieblingsplatz heute: am alten Rhein, im Stall bei unserem Pferd Dylan
Perspektivengeber:innen: Klavierlehrer Gerhard Wildner, die Nachbarfamilie Fetz in Großdorf
Als Kind bekannt für: „Ich war die ,französische Wälderin‘.“
Heute bekannt für: ihr berufliches und ehrenamtliches Engagement
Werden Sie zu einem:r Perspektivengeber:in unter dem Motto „Kinder vor!“
Geben Sie den Kindern Vorarlbergs die Möglichkeit, ihre Zukunft mitzugestalten. Lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Ganz egal, ob es eigene Ideen oder laufende Projekte des Vorarlberger Kinderdorfs sind – wir freuen uns über Ihr Engagement. Die Geschichten, die daraus entstehen, werden unter „Perspektiven“ auf „Wir KINDER VORarlbergs!“ veröffentlicht. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
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