Aydin Aktas: Das Beste aus zwei Welten
Anfang der 70er Jahre waren seine Eltern nach Vorarlberg migriert, 1974 wurde Aydin in Alberschwende geboren. Nach nur kurzer Karenzzeit habe seine Mutter wieder arbeiten gehen müssen, erzählt er. „Über unsere Vermieterin wurde ein Kontakt zu einer Pflegefamilie im Ort hergestellt. Ich war zwei Monate alt, als mich meine Pflegemama Elisabeth aufgenommen und von da an von Sonntagabend bis Freitagmittag betreute. Das Wochenende verbrachte ich bei meinen Eltern.“ Drei Jahre später kam seine Schwester zur Welt. Auch um sie kümmerten sich unter der Woche Pflegeeltern. „Wir waren als Familie auseinandergerissen“, erinnert sich der 50-Jährige. „Umso mehr Wert legten wir auf familiären Zusammenhalt.“ Sein Großwerden in zwei Welten bis zu seinem zwölften Lebensjahr habe ihm jedoch vor allem Chancen eröffnet. „Ich lernte die jeweiligen Traditionen, Kulturen und Lebensweisen sehr gut kennen und habe die Fähigkeit perfektioniert, mir aus meinen beiden Familien das Beste herauszupicken.“
Aydin blickt zurück auf eine alles andere als gewöhnliche Kindheit, die sein Weltbild erweiterte, ihm aber auch viel abverlangte. „Ich hatte schöne Momente in beiden Familien, musste aber ebenso ständige Trennungen und Herausforderungen meistern. Es war anstrengend und spannend zugleich.“ Der Anspruch seiner Eltern, ihm ein besseres Leben zu ermöglichen, war mit großer Eigeninitiative verknüpft. „Meine Eltern sahen Bildung als Schlüssel zum Erfolg. Ich sollte es später leichter haben als sie“, so der Lauteracher. „Sie sagten mir immer wieder, dass ich mich voll auf meine schulischen Leistungen und meine Sprachkenntnisse konzentrieren soll, um mir eine gute Ausgangsposition zu verschaffen – eine Haltung, die mich maßgeblich prägte und die ich zu meiner eigenen machte.“
Von klein auf steckte er voller Neugierde und Tatendrang. Später kamen Ehrgeiz und Zielstrebigkeit dazu. Dennoch habe er in seiner Laufbahn „Extrameilen“ zurücklegen und manche Enttäuschung hinunterschlucken müssen. „Man muss mehr leisten mit einem türkischen Namen. Es ist sehr mühsam und unfair, wenn man immer wieder an gläserne Decken stößt – aber gleichzeitig hat es mich angespornt.“ 1991 war Aydin Aktas einer der ersten Bankangestellten mit türkischen Wurzeln in Vorarlberg, 2013 wurde er u. a. nach berufsbegleitenden Masterstudien an der FH und Uni Liechtenstein zum ersten türkischstämmigen Bankvorstand im Land nominiert und war damit in dieser Position auch österreichweit noch die Ausnahme. Mehr denn je ist sich der zweifache Vater seiner Vorbildfunktion als Role Model bewusst. Jugendlichen mit Migrationshintergrund möchte er Mut machen, sich auch ambitionierte Ziele zu stecken. „Dafür brauchen sie gute Menschen in ihrem Umfeld, die sie positiv beeinflussen.“
Steckbrief Aydin Aktas
Aufgewachsen in: Alberschwende
Lebt heute in: Lauterach
Vorbilder damals: seine Eltern und seine Pflegemama Elisabeth
Vorbild heute: Menschen, die Verantwortung übernehmen und etwas bewegen
Traumberuf: Rechtsanwalt
Beruf heute: Bankvorstand
Perspektivengeber:innen: die Eltern
Lieblingsplatz damals: zuhause bei meiner Familie und draußen bei meinen Freunden
Lieblingsplatz heute: Bodensee
Als Kind bekannt für: seine Neugierde und seinen Tatendrang
Heute bekannt für: sein Engagement und seine Zielstrebigkeit
Werden Sie zu einem:r Perspektivengeber:in unter dem Motto „Kinder vor!“
Geben Sie den Kindern Vorarlbergs die Möglichkeit, ihre Zukunft mitzugestalten. Lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Ganz egal, ob es eigene Ideen oder laufende Projekte des Vorarlberger Kinderdorfs sind – wir freuen uns über Ihr Engagement. Die Geschichten, die daraus entstehen, werden unter „Perspektiven“ auf „Wir KINDER VORarlbergs!“ veröffentlicht. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
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