Sehr introvertiert sei sie gewesen als Kind, erzählt Anna Maria Ritter. Sie wollte Ärztin werden, doch ihr eigentliches Vorbild war die freche, unzähmbare, wilde Pippi Langstrumpf. Eine „innere Zerrissenheit“ und die Suche nach ihrem wahren Ich seien in ihren Kindertagen stetige Begleiter gewesen. Denn Anna Maria Ritter ist als Junge geboren worden. Ihre Sehnsucht nach Halt und Geborgenheit wurde vor allem bei ihrem Opa mütterlicherseits gestillt. Er gab ihr stets das Gefühl, dass es vollkommen in Ordnung und gut so sei, wie sie ist: „Er versuchte, mich zu verstehen, und hat nie über mich geurteilt. Immer hatte er ein offenes Ohr und zeigte mir, wie ein glückliches, zufriedenes Leben gelingen kann.“

Wichtige Stütze und Anker ihrer Kindheit war zudem ihre Mutter, die ihr trotz schwieriger Zeiten Zuversicht vermittelte: „Meine Mama hatte es im Leben nicht immer einfach. Dennoch hat sie nie die Hoffnung verloren und alles daran gesetzt, mir all die Liebe zu geben, die man sich als Kind wünscht.“

Heute ist Anna Maria Ritter Lehrerin, studiert nebenbei Psychologie und lebt in Götzis. Sie wird geschätzt für ihre ruhige, offene und empathische Art. Sich selbst als Kind würde die 50-Jährige dazu ermutigen, tatsächlich das eigene, „wahre“ Leben zu leben – und nicht jenes, das die Gesellschaft erwartet. „Ich bin dankbar dafür, dass ich den Mut habe, meinen Weg zu gehen und auch meine Lebensaufgabe gefunden habe.“ Diese Perspektiven sind es, die sie sich für alle Kinder wünscht: „Dass sie sich nach ihren eigenen Bedürfnissen entfalten können, und ihnen Erwachsene zur Seite stehen, die sie auf ihrem Weg ein Stück weit begleiten und unterstützen.“